aktuelles
Freistrom für alle!
AMBERG. "Momentan ist es wie Freibier", beschreibt Landrat
Richard Reisinger die Nutzungsbedingungen der neuen Elektro-Tankstelle
am Hof des Landratsamtes: Jeder kann bis auf weiteres sein Elektroauto
oder E-Bike solange aufladen, wie er will. Zwei Parkplätze sind dafür
reserviert, bis zu drei Fahrzeuge können gleichzeitig geladen werden.
Schon
aus der Ferne sieht man, ob noch eine Zapfstelle frei ist: Auf jeder
Seite leuchtet entweder ein Grünes Licht oben an der Säule für "frei"
oder ein blaues für "besetzt". Auf der einen Seite gibt es zwei normale
Schuko-Steckdosen, die vor allem dazu gedacht sind, über sein eigenes
Ladegerät ein E-Bike oder Pedelec aufzuladen.
Man darf auch
über eine mitgebrachte Verteilerdose mehrere Akkus aufladen, sofern man
3,7 Kilowatt Leistung pro Steckdose nicht überschreitet. Das entspricht
16 Ampere Stromstärke, wird mehr Strom gezogen, löst der
Sicherungsautomat in der Säule aus.
Auf der anderen Seite der
Ladesäule findet man eine genormte Typ-2-Steckdose, wie sie im Januar
2013 von der EU-Kommission als Standard für die Schnell-Ladung von
Elektroautos festgeschrieben wurde. Hier lassen sich maximal 22 kW
elektrische Leistung entnehmen, denn jede der drei Phasen ist mit 32
Ampere abgesichert.
Die Typ-2-Steckdose liefert erst Strom, sobald sie über einen Kontakt
die Anwesenheit des passenden Steckers wahrnimmt. Zur Steuerung des
Ladevorgangs kommunizieren Auto und Steckdose über einen weiteren
Datenkontakt. Bevor Strom fließt, werden die Stecker in den Steckdosen
an der Ladestation und am Auto verriegelt, damit sie nicht unter
elektrischer Last abgezogen werden können, was bei den möglichen hohen
Stromstärken gefährlich sein könnte. Das ergibt nebenbei auch eine
Diebstahlsicherung. Auch die speziellen Schuko-Steckdosen auf der
anderen Seite liefern erst Strom, wenn tatsächlich ein Stecker drin
steckt, um Vandalismus vorzubeugen.
Die großzügige Geste
"Freistrom" soll eine Initialzündung für den ganzen Landkreis werden.
"Das ist der Beginn eines flächendeckenden Systems im Landkreis",
kündigte der Landrat an. Vorerst sollen zehn solcher Ladestationen
gleichmäßig im Landkreis verteilt werden. Freilich entscheiden die
jeweiligen Gemeinden, ob sie den Strom auch erst mal kostenlos abgeben
oder gleich berechnen. Die Zapfsäule der Schwender Firma "EDV- und
Elektrotechnik Hardy Barth" lässt sich für diesen Fall mit einem
Chipkartenleser nachrüsten.
In Amberg hätte man gerne auch eine Photovoltaikanlage zur Versorgung der Stromtankstelle installiert. "Das geht hier denkmalschutztechnisch leider nicht", erklärte der Landrat mit Blick auf die historischen Dächer des alten Kurfürstenschlosses. Deshalb hängt die Tankstelle am ganz normalen Stromnetz. Aber Landrat Richard Reisinger denkt schon weiter: "Irgendwann werden wir die Elektroautos in den Dienstflotten haben." Harald Mohr